Über die Gemeinsamkeiten von Kleinverlegern und Gemüsemärkten
Adam Roberts hat im Atlantic folgende interessante Feststellung getroffen: “In der Welt der Literatur ist der Kleinverlag vergleichbar mit dem örtlichen Bauernmarkt. (Die Karotten sehen vielleicht etwas eigenartig aus, sie schmecken aber – nachdem man sich daran gewöhnt hat – fünfmal besser.) Es gibt im ganzen Land verteilt hunderte oder tausende kleine Verlage, die entweder gerade kostendecken oder mit Verlust arbeiten. Es sind Unternehmen, die mit dem Herzen geführt werden – die sich nicht nur mit der Herstellung von Verbrauchsgütern beschäftigen, sondern mit der Herstellung kleiner Kostbarkeiten. In stundenlanger Handarbeit gefertigte Buchbände, Gedichte, die viel Zeit zum lesen brauchen und Dichter, die sich viel Zeit genommen haben, um sie zu schreiben. Diese Produkte werden in kleinen, nicht unbedingt beeindruckenden Maßstäben hergestellt, aber, genau wie die “Slow Food” oder allgemeiner “Slow Culture”-Bewegung wollen sie uns das Gefühl des Besonderen zurückgeben, die uns das Alltagsleben raubt. Vielleicht werden solche Produkte nie in den Flughafenshops oder Bahnhofsläden zu finden sein. Aber sie können – genau wie regionale Biobauern, eine bedeutende Alternative zu unserer vorhandenen kulturellen Versorgung darstellen.”
Eine sehr schöner Vergleich: “Die Karotten sehen vielleicht etwas eigenartig aus…”! Es gibt viel mehr Idealisten, als man glaubt, auch in der Literaturszene. Menschen,die nicht nur ihre Zeit und ihr Herzblut investieren (wie Autoren) sondern auch ihr sauer verdientes Geld investieren, um Büchern ans Licht der Welt zu verhelfen. Ein Hoch auf diese Verleger.
Grundsätzlich glaub ich ja eh nicht an die Geschichte vom bösen Verlag, der zu dumm, zu feige oder zu geldgierig ist, um Jung-Autoren zu fördern. Selbst für die großen Verlage und ihre Lektoren gilt: Wem es nur ums Geld verdienen geht, sucht sich wohl keinen Job in einem Verlag aus.